Es war mal wieder einer dieser Abende, an denen alle Pläne spontan über den Haufen geworfen werden. Wir befanden uns an der türkischen Schwarzmeerküste, nur noch wenige Tage von der Grenze entfernt, von der aus die uns noch unbekannten Balkanländer erkundet werden sollten. Endlich mal Sommer im Süden – trotz zweijähriger Reise hatten wir das bis dahin tatsächlich noch nicht hinbekommen. Und dann fiel mir ein, dass die gesamte Family ja dieses Festival an der Ostsee besuchen wird – die könnte man ja eigentlich dort auch überraschen und dann, wenn man schon mal so weit nördlich ist, doch Norwegen noch fix machen bevor es kalt wird (also so richtig kalt, kalt is da ja immer). So schnell die Idee kam, so schnell wurde sie dann wieder verworfen – kostet ja Unmengen an Sprit und war ja eigentlich auch gar nicht der Plan! Abends ich dann so zu Nico: „Du, ich hatte heute voll die Schnapsidee…“ – und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Noch während ich fleißig argumentierte, warum das jetzt wirklich eine Schnapsidee ist, nahm das Leuchten in seinen Augen zu und das Grinsen wurde immer breiter. Okay. Zwei Stunden später wurde abgeklatscht und die neue Route war beschlossen. So läuft das bei uns. Immer wieder. Bereut haben wir noch keine dieser Spontanaktionen – ok, gut, diese dann schon mal kurz im norwegischen „Sommer“, aber dazu später mehr.
In den nächsten Wochen sind wir dann gut 4000 Kilometer quer durch Europa gedüst – und das begleitet von ständiger Flunkerei, sollte ja schließlich niemand wissen, dass wir kommen. Da wurden dann Fotos mit mehrwöchiger Verzögerung geschickt und schonmal das Autobahnrauschen einer ungarischen Raststätte mit der starken bulgarischen Küstenbrandung erklärt 😄.
In Bulgarien waren wir tatsächlich nochmal am Meer, bevor es eine Woche später durchs Landesinnere auf die Transit-Strecke ging. Der Kontrast zur Türkei war immens – in jeder Hinsicht und direkt ab der Grenze spürbar.
Thema 1: Freundlichkeit. Haben sie nicht. Das mag unfair sein und Bulgarien-Liebhaber schütteln jetzt vermutlich verständnislos den Kopf, aber ernsthaft: Schon an Tag 1 wurden wir zweimal angebrüllt, durchliefen eine sehr unfreundliche Polizeikontrolle, wurden mehrfach wütend angehupt und ein Kind zeigte uns doch tatsächlich den Mittelfinger. Grüßen tut natürlich auch keiner, da wird in deutscher Manier im kritischen Moment schnell nach unten oder zur Seite geschaut. Kennen wir ja, aber eben auch nicht mehr. Wir waren schlicht zu lange in der Türkei.
Unser erster Tag in Bulgarien lieferte aber auch noch ein ganz anderes Kontrastprogramm. Der obligatorische Supermarktbesuch stand an und noch während wir parkten, sah ich sie aus dem Markt tänzeln: Eine junge Frau mit offenen blonden Haaren, gekleidet in einem Sommerhauch von Nichts, und: in jeder Hand einen Sechserträger Bier. Das Bild musste erstmal sacken, fühlte sich zunächst total falsch an und dann folgte ein: Yeayyy, wir sind wieder daheim! 😅. Verrückt wie sich andere Bilder und Normen da bei uns bereits unbewusst verankert hatten.
Und last but not least haben wir da natürlich den landschaftlichen Kontrast, klar. Auch Stellplatzverfügbarkeit und -erreichbarkeit waren, sagen wir mal suboptimal. So hielt es uns kürzer in Bulgarien, als es der Zeitpuffer zugelassen hätte, aber wir hatten Hummeln und die hat Bulgarien eben nicht geschafft zu übertönen.








Weiter ging es durch Rumänien, das wir vom Beginn unserer Reise in wenig schmeichelhafter Erinnerung hatten, so dass das Navi hier auf die kürzeste Transit-Strecke programmiert wurde. Und dann ging es plötzlich durch beeindruckende Flusstäler und so wundervoll bunte und überraschend gepflegte Bergdörfchen, dass schnell entschieden war, dass dieses Land nochmal eine zweite Chance verdient. Also nicht jetzt, aber irgendwann. Ihr wisst ja, die Hummeln.
Ungarn, die Slowakei und Tschechien haben wir dann per Raststätten-Hopping durchquert. Solche Transit-Tage haben tatsächlich ihren ganz eigenen Charme – während sich viele vermutlich im Traum nicht vorstellen können, an Autobahnen zu übernachten, fanden wir es immer toll. Es birgt so ein „On-the-road“-Gefühl. Es gibt immer was zu schauen, es ist immer Trubel, und Licht, und Gesellschaft. Und ja, manchmal hört sich so eine Autobahn wirklich wie Meeresrauschen an 😀.
Ihr erinnert euch an mein eingangs erwähntes Gegenargument, die Spritkosten? Alter Falter! Als die Monatsendkalkulation für Juni anstand, musste ich doch zweimal schauen, warum wir derart über dem Budget waren. Yap: mehr als 1000 Euro Sprit in einem Monat. EINTAUSEND! Und ihr alle wisst ja, wie die Entwicklung der Spritpreise über den Sommer weiterging und dazu stand ja noch Norwegen drohend vor der Tür. Kurz gesagt: Besser wurde es nicht mehr 😏. Aber ja, Schuld eigene wer in diesen Zeiten reist und das auch noch so exzessiv – ich will mich ja auch gar nicht beschweren (naja gut, ein bisschen vielleicht schon), nur berichten 😎.
Mittlerweile war die Heimat zum Greifen nah, wir aber zwei Wochen zu früh. Zeit für eine kleine Reise durch unser Nachbarland Polen – kannten wir bisher tatsächlich nur vom grenznahen Zigaretteneinkauf 😊. Und da wir noch nie die Menschen waren, die zwanghaft Sehenswürdigkeiten hinterherjagen und sich jetzt zudem eine gewisse Reisemüdigkeit bemerkbar machte, sah unser Polen-Urlaub dann so aus: Seen, Angeln, Lagerfeuer, Grillen – alles bei schönstem Sommerwetter. Ein Träumchen 💙. Nach wirklich herrlichen Tagen im Süden des Landes ging es dann für die letzten, ebenso schönen Tage noch nach Masuren. Klingt falsch? Ihr hättet auch (wie ich vorher) „in die Masuren“ gesagt? Zeit für einen Klugscheißerexkurs: Masuren ist ein Teil der Region Ermland-Masuren und ein Nomen ohne Plural und Artikel. „Die Masuren“ sind die Bewohner dieser Region. Deswegen fährt man also „nach Masuren“. Man fährt ja auch nicht „in die Bayern“ 😅.








Rundum erholt und tiefenentspannt war es dann Zeit für die langersehnte Grenzüberschreitung und die finalen Kilometer. Und was ist uns als Erstes in der Heimat und abseits der Ballungszentren aufgefallen? Richtig, es gibt kein Internet 😬! Da kannst du in der tiefsten osttürkischen Pampa unterwegs sein und stundenlang nur vereinzelten Hirten begegnen, aber die 4G-Balken lächeln dich an. Und kaum in der Heimat: Wüste. Schockiert mich ja immer wieder, dass dieses Internet hier immernoch Neuland ist.
Jedenfalls war es dann endlich so weit: Festival-Time! Für die Uneingeweihten unter euch: unser Ziel war die Zappanale, ein seit Jahrzehnten in Bad Doberan stattfindendes Musikfestival, das der Musik Frank Zappas gewidmet ist – und seit vielen Jahren ein familiäres Kulturgut darstellt. Zwei Tage vor der erwarteten Ankunft der Family bezogen wir unser großzügig abgestecktes Areal auf dem Campinggelände und verteidigten es bis zum Schluss 😎. Und dann kamen sie endlich, mit ihren Autos und Zelten, und lieferten uns genau die fassungslos überraschten Gesichter, die wir uns seit Wochen ausgemalt hatten. Ich werde das Bild wohl nie vergessen, wie meine Schwester in ihrem kleinen Auto wild auf und ab hüpfte, als sie uns erblickte 😄.
Es wurden sehr sehr schöne Tage, mit viel Musik, viel Bier, langen Gesprächen und lang vermisster Vertrautheit. Und so war der emotionale Akku wieder voll aufgeladen, als wir uns im Anschluss Richtung Norwegen aufmachten.




Entlang der Ostseeküste ging es dann ins norddänische Hirtshals, wo wir mit hunderten anderen Wohnmobilen auf die Autofähre gen Norwegen dirigiert wurden (in der nachfolgenden Galerie findet ihr ein „Obelix-Suchbild“ aus dem Bauch der Fähre – ist glaub ich machbar 😄). In Kristiansand angekommen rollten die weißen Wellen dann aus dieser und den benachbarten Fähren und machten sich auf, Norwegen zu überschwemmen. Es ist der Irrsinn (ja ich weiß, auch wir waren ein Teil davon 😎) und das Bild setzte sich in Norwegen fort: es waren tatsächlich konstant mehr Camper als PKWs auf den Straßen unterwegs. Erstaunlich, dass die Norweger da noch so entspannt sind.






Da waren wir nun also – das erste Mal in unser beider Leben in Norwegen. Erste Eindrücke:
- Alles sehr sauber, ordentlich, akkurat. Hat ein bisschen was von einem gutsituierten Dorf in Bayern – oder einer deutschen Kleingartenanlage.
- Teuer. Gut, das war keine Überraschung, aber der erste Liter Sprit für 2,50 Euro tat schon körperlich weh.
- Wetter ist noch schön, aber die Vorhersage können sie ja wohl nicht erst meinen. Da hat wohl jemand versehentlich die November-Daten eingespielt.
- Rot finden sie toll. Jetzt mal ehrlich: Wird man ausgebürgert, wenn man seine Hütte grün streicht? Oder blau?
- Norwegisch ist schon lustig. Ein paar Beispiele:
- „Kleine Brücke“ = „Small bru“.
- „Freie Hütte“ = „Hytter ledig“.
- „Übernachtung“ = „Overnatting“.
- „Badehose“ = „Badebukse“.
- „Aktenkoffer“ = „Stresskoffert“.
- „Alte Frau“ = „Gammel Dame“ 😂.
Unser erstes Ziel war dann das Südkap, nicht so bekannt wie sein großer Bruder im Norden, aber dennoch eine Landmarke, an der man ja nun auch nicht vorbeifahren muss, wenn man schonmal in der Gegend ist.




Entlang der (noch recht unspektakulären) Westküste ging es dann weiter nach Stavanger, nochmal etwas Stadtluft schnuppern, bevor wir uns in die Welten der Fjorde und Wasserfälle begeben. Stavanger ist schon ganz hübsch, aber voll und ganz dem Tourismus verfallen – riesige Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker, regenschirmschwenkende Reiseleiter dominieren das Stadtbild und in den Gassen der Altstadt kann der falsch angezogene Mitteleuropäer problemlos seine halbe Reisekasse in Outdoor-Shops versenken.






So, reicht, die Natur ruft. Schon in unserer ersten Woche in Norwegen sollten wir dann tatsächlich mehr Wasserfälle sehen als zuvor in unserem gesamten Leben. Die Norweger haben so viele davon, die müssen sie schlicht nicht ausschildern oder mit Parkplätzen versehen. Sie sind einfach Teil des Straßenbildes – such dir einen aus! Das hat schon was. Zu den beeindruckendsten gehört dabei definitiv der Langvossen – mit seinen mehr als 600(!) Metern Fallhöhe einer der höchsten Wasserfälle der Erde.




So langsam wurde es dann merklich kühler und was machen wir Deppen wie immer, wenn es kälter wird? Wir fahren versehentlich in die Berge. So schön der angesteuerte Wildplatz mitten in der Einöde dann trotzdem war: da lag Schnee verdammt! Im Juli! Nachttemperaturen? An die 0 Grad. So verbrachten wir den ersten Abend seit Monaten IM Auto, MIT Heizung, während uns per WhatsApp Hochsommerbilder aus der Heimat erreichten. Hhmm. Finde den Fehler.




So allmählich stellte sich dann eine grundnörgelige Stimmung ein (wir sind halt Sonnenkinder), der beeindruckenden Landschaft zum Trotz. Und beeindruckend ist sie ja wirklich! Es ist nicht einmal notwendig, ein bestimmtes Ziel anzusteuern – starte einfach den Motor, kurbele die Fensterscheibe runter und halte die Kamera parat – und ab geht’s. Hinter jeder Kurve ein neues Panorama, hat schon ein bisschen was von einem Bildband.
















Auf dem letzten Bild seht ihr übrigens, wie das in Norwegen mit den Fährstrecken läuft – es sind quasi Straßen! Sehr beeindruckend, wie das organisiert ist und schnell wurde es für uns Alltag, dass eine Straße mal eben auf einem Schiff endet. Keine Wartezeiten, elektronische Abrechnung und perfekte Anbindung ans Straßennetz. Diese Landschaft macht eben erfinderisch. Und wo keine Fähren, da Tunnel. Auch mal unter Wasser. Und vor allem in unvorstellbaren Längen. 35 Kilometer waren unser persönlicher Rekord. Aber auch da haben die Norweger sich etwas einfallen lassen: Alle paar Kilometer verbreitert sich der Tunnel plötzlich und schafft Raum für eine beeindruckende Lichtinstallation – soll ja niemand einschlafen hier!
So, wird mal wieder Zeit für einen Wasserfall – voilà: Der wilde und schöne Skjervsfossen (Bild 1+2). Etwas gemäßigter kommt der nahegelegene Tvindefossen daher (Bild 3+4). Ebenso wie der Skjervsfossen mit nur etwas über 100 Meter Fallhöhe und da waren wir ja inzwischen verwöhnt: das geht besser! Zudem befindet sich direkt am Fuß des Tvindefossen ein Campingplatz, was dem Ganzen ein wenig den Charme nimmt. Daher hier auch nur Nahaufnahmen – die halb abgebauten Zelte, Autos und Menschen störten dann doch das Ambiente.




Vom Tvindefossen aus sind wir dann spontan einer dieser Sehenswürdigkeiten-Ausschilderungen gefolgt – ihr kennt sie, diese braun-weißen Schilder, die man mittlerweile überall in Europa findet. Nach wenigen Kilometern auf einspurigen Feldwegen dann ein kleiner, ganz wunderhübscher Hof aus dem 18. Jahrhundert, der mittlerweile als Open-Air-Museum frei zugänglich ist. Sehr idyllisch, auch aufgrund der fehlenden Touristen und des (ausnahmsweise mal) perfekten Wetters.








Noch ein Tipp für Norwegen-Roadtrips, den wir vorher bekommen haben und der sich wirklich bewährt hat: Fahrt überall da, wo es geht, entlang der „Nasjonale Turistveger“. Dies sind 18 landschaftlich besonders schöne und gut fahrbare Routen und somit immer eine Alternative zu den Hauptverbindungsstraßen.
Wir mussten in Norwegen aber auch lernen, dass es oft nur den einen Weg gibt. Landschaftlich bedingt entlang des Fjordufers oder durch das eine enge Tal, über den einen erschlossenen Pass oder eben mit der einen Fähre. Heißt: Mal eben auf eine Parallelstraße ausweichen is nich. Eine Alternativroute kann schnell mal hundert Kilometer Umweg bedeuten. So passiert, als wir uns zur Stabkirche von Hopperstad aufmachten: nach mehr als zweistündiger Fahrt durch Hochebenen und über gruselige Serpentinen war doch tatsächlich der letzte Tunnel wegen Erdrutsches gesperrt. Umfahrung? Fehlanzeige. Von Süden kommend gibt es nur einen einzigen Weg. Also ALLES wieder zurück – einen großen Schlenker, zwei Fährstrecken und einen Tag später erreichten wir die Kirche dann letztlich von Norden 🥴.
Erbaut wurde die Stabkirche von Hopperstad bereits zwischen 1070 und 1130 und im 19. Jahrhundert aufwändig restauriert. Stabkirche übrigens deswegen, weil die komplette Dachkonstruktion von senkrecht stehenden Holzsäulen getragen wird.




Fjorde gehören in Norwegen ja zum alltäglichen Bild und einige Fjordbilder habe ich euch ohne besondere Erwähnung schon in die vermischten Fotogalerien getan, aber einen muss ich dann doch gesondert anführen: den Geirangerfjord. UNESCO-Weltnaturerbe und von bis zu 1700 Metern hohen Berggipfeln umgeben. Das wirkt dann schon eine Ecke beeindruckender als der „normale“ Fjord, der oft auch ein Fluss in Bayern sein könnte 😄.
Wir hatten uns für eine Durchquerung des Geirangerfjords mit der Autofähre entschieden, lag eh auf der Strecke. D.h. das Auto wird kutschiert und wir schauen uns das Ganze solange einfach vom Deck aus an. Da hielten wir uns schon für ziemlich clever 😀. Dann die Verwunderung am Starthafen Hellesylt: Ticketschalter? Werbetafeln? Das sieht aber nicht nach einer normalen Fährstrecke aus. Richtig: Man muss nur „Fjordkreuzfahrt“ drauf schreiben, ein paar Plastikstühle aufs Deck stellen und schon kann man (trotz gleicher Fähre und Entfernung) für so eine Autoüberfahrt auch mal 100 Euro nehmen statt 10 🧐. Letztlich war der Fjordanblick vom späteren Aussichtspunkt dann auch noch um einiges schöner als die teuer bezahlten Ansichten vom Fährdeck aus. Aber gut, Bucket-List-Check ✔️.








Verdammt kalt und windig war es übrigens auch, aber das erwähn ich schon gar nicht mehr extra 😆.
Und wo wir schon bei der Bucket-List sind (und ich mich gerade einnörgel 😎): Am meisten hatte ich mich tatsächlich auf den Atlanterhavsvegen gefreut – diese berühmte Straße verbindet acht kleine Atlantik-Inselchen mit dem Festland, verläuft über spektakuläre Brücken und wurde schon mehrfach zur schönsten Autostrecke der Welt gekürt. Die im Web kursierenden Bilder haben Gänsehautpotential und ich hatte schon vorher beschlossen, dass die Atlantikstraße das Highlight unseres Norwegen-Trips wird, geht ja gar nicht anders! Ihr ahnt es schon, es kam natürlich anders.
Grund Nummer 1: Sie wirkt vom Boden aus gesehen recht unspektakulär, nicht umsonst sind die meisten Atlantikstraßen-Shots Drohnenbilder. Zweitens: Sie ist sehr stark befahren und nicht nur das: viel schlimmer sind die unzähligen Parkplätze, die auf jeder Freifläche entlang der Straße angelegt wurden – und die alle nahezu vollständig mit Wohnmobilen belegt sind. Weißdach-Meere statt Atlantik-Romantik. Und: Sie ist verdammt kurz. Nach gefühlten drei Minuten Fahrt waren wir wieder auf dem Festland. Huch, das wars schon? Am Ende sind wir zwei mal hin- und hergefahren, machte es aber auch nicht besser 😄.








Und da es wie immer zu weit gehen würde, jede Straße und jeden Platz zu beschreiben, gibt es hier nochmal ein weiteres Norwegen-Potpourri an Fahrt- und Stellplatzfotos. Und falls ihr euch all die Bilder anschaut und denkt: Was hat sie denn? Wetter sieht doch jut aus! Man fährt und knipst halt eher, wenn die Sonne scheint. Die unzähligen Wind- und Regentage, die wir im Auto und bei Außentemperaturen von 10-15 Grad (ich sags nochmal: im Juli!) verbracht haben, sind halt nicht so fototauglich 🥶.
















Auf dem letzten Bild seht ihr übrigens, wie ein Einkauf für 75 Euro in Norwegen aussieht 😦.
Wir näherten uns derweil Trondheim und damit dem Punkt, an dem Norwegen-Reisende gemeinhin entscheiden wie es weitergehen soll, dem Punkt, wo dir die Hauptverkehrsstraßen im Grunde drei Optionen bieten: Weiter nordwärts und damit in die Region der Lofoten und der Vesterålen, ostwärts in mittelschwedische Gefilde oder schlicht: nix wie runter 😀. Waren wir die Wochen davor noch sicher, die Lofoten definitiv mitnehmen zu wollen, wurde es jetzt doch die „nix-wie-runter“-Option. Warum? Erstens: uns war kalt – und die südschwedische Wettervorhersage lockte mit herrlich sommerlichen Temperaturen, während das Lofoten-Wetter nach Weihnachten in Berlin klang. Zweitens: die Entfernung. Norwegen ist ja dermaßen riesig, da verschätzt man sich mal leicht, was Zwischendistanzen angeht: Wir waren nämlich nicht „in der Nähe“ der Lofoten, sondern noch über 1000 Kilometer entfernt. Und was man hoch fährt, muss man ja bekanntlich auch wieder runter. Das in Spritkosten umgerechnet und die Entscheidung war klar: die Lofoten bleiben erstmal auf der Bucket-List.
Für das Halbtages-Parkticket in Trondheim hätten wir es aber vermutlich schon halb auf die Lofoten geschafft 😅. Norwegen halt, mittlerweile nahmen wir die Preisschilder und -ansagen stoisch entgegen. Durch Trondheim selbst ging es dann zu Fuß und auf ausgeschilderten Rundwegen – sehr praktisch, da muss man nicht immer die Navigationsapp vors Gesicht halten. Vorbereitet sind wir bei solchen Städtetrips auch selten und lesen meist erst vor Ort oder gar hinterher nach, was wir dort eigentlich gesehen haben. So auch mit dem Nidarosdom, über den wir bei dieser Tour regelrecht gestolpert sind – wirklich beeindruckend (vor allem die Skulpturenfassade), wohl seit Jahrhunderten ein wichtiger Wallfahrtsort und die berühmteste Kirche Norwegens, in der über 1000 Jahre hinweg die norwegischen Könige gekrönt wurden. Wieder was gelernt. Ebenso schön (aber da wussten wir was uns erwartet) die alte Brücke Gamle Bybro, die den Fluss Nidelva überspannt und in die historische Altstadt Bakklandet führt, wo sich bunte Holzhäuschen an Kopfsteinpflastergassen entlangschmiegen. Und dann gibt es natürlich noch das vermutlich berühmteste Fotomotiv Trondheims: die Bryggene, die farbenfrohen historischen Lagergebäude auf Stelzen an der linken und rechten Seite des Flusses.












Zuletzt machten wir noch einen Stopp an einem Fjord südlich von Trondheim, an dem Verwandte jedes Jahr ihren Sommerurlaub verbringen: Friedel und Ilona hatten uns eingeladen, sie zu besuchen und (zur schier unbändigen Freude des Mannes) Nico mit zum Fjordangeln zu nehmen. Und es wurde ein wirklich wunderschöner Tag, bei herrlichstem Sommerwetter (geht doch, Norwegen!), in ganz herzlicher Atmosphäre, mit leckerem Essen, großen Angelerfolgen und einem sehr atmosphärischen Abend am Lagerfeuer 🔥.








Ein wirklich versöhnlicher Abschluss in einem Land, das uns bis dahin nicht so richtig überzeugt hatte. Für mich hat sich Norwegen ein wenig so angefühlt, wie durch einen Bildband zu blättern: die Motive sind schon beeindruckend, aber du fühlst es nicht. Die Türkei ging direkt ins Herz, Norwegen leider nicht, aber so ist es – und jeder fühlt das anders.
Im Anschluss tingelten wir dann noch eine Woche durch Schweden. Das Wetter spielte jetzt zwar mit und ein netter Übernachtungsplatz war auch immer schnell gefunden, aber (nein, sie meckert nicht schon wieder, sie berichtet nur 😎) bei uns war irgendwie die Luft raus, wie man auch an der mageren Foto-Ausbeute sehen kann.




Wir freuten uns jetzt einfach auf den geplanten Zwischenstopp in Berlin und so ging es von Trelleborg aus mit unserer insgesamt achten Autofähre auf dieser Reise (die innernorwegischen Fjordüberquerungen nicht mitgezählt) endlich Richtung Heimat.
Bleiben wollten wir ursprünglich für 2-3 Wochen, dann sollte es weiter gehen Richtung Spanien. Aber (vermutlich hört man das dem gesamten Artikel auch schon an 😇) wir waren und sind reisemüde. Ein Zustand, den wir so nie erwartet hätten, der aber jetzt, nach über zwei Jahren, doch eingetreten ist. Der Mensch ist nunmal leider so gestrickt, dass die ständige Verfügbarkeit von Dingen ihren Wert schmälert. Und ja, so war ein Strandplatz am Anfang der Reise etwas ganz anderes als ein ebensolcher am Ende. Alles eben schon tausendmal gesehen. Und so machen wir lieber einen Break, bevor wir vollends die Lust am Reisen und am Vanlife verlieren. Und aus diesem Grund wird es Zeit für Altes, aber auch Zeit für Neues. Ein neues Projekt (ganz ohne können wir ja nicht) wartet auf uns und irgendwann werde ich hier rückblickend von dieser hoffentlich richtigen Entscheidung berichten. Jetzt müssen wir erstmal was dafür tun. Nur so viel: So richtig normal ist das Leben nicht, in das wir hier zurückkehren 😃. Und Obelix bleibt unser Zuhause, nur dass er jetzt auch eins bekommt 😊.
Und wie geht es dann weiter? Geht es überhaupt weiter? Na aber türlich! Ob kurze oder lange Touren, ob mit Obelix oder Rucksack, ob nah oder fern, ob in absehbarer Zeit oder fernerer Zukunft – fest steht derzeit nichts, außer: dies ist definitiv nicht das Ende.
––– ENDE ––– 😂