Rückblick Kroatien

Über abenteuerliche Bergstraßen ging es für uns von Slowenien Richtung Kroatien – Schuld eigene, wenn man Mautstraßen vermeiden will 😉 Eine nette Überraschung dann aber die Grenze: Nachdem wir von mehreren Leuten vorgewarnt wurden, was Stau und Wartezeiten am Grenzübergang angeht, sollte sich die Straßenwahl dann doch noch als gut herausstellen. Mitten im Wald hinter einer Kurve plötzlich ein Schlagbaum und eine kleine Hütte – ein älterer Mann kam aus ebendieser heraus gehumpelt, schaute kurz auf unsere Ausweise, winkte ab, als wir ihm das Corona-Formular aushändigen wollten und schon waren wir in Kroatien… An einem kleinen Campingplatz direkt am Meer hieß es dann erstmal ankommen, die ersten Brocken kroatisch lernen, mögliche Routen und Ziele recherchieren und vor allem endlich schwimmen im Meer 😊

Ursprünglich wollten wir die gesamte Küste Istriens abfahren, aber das war echt nicht unseres. Campingplatz an Campingplatz, Hotels, Bars, Souvenirshops, fast alle Schilder auf Deutsch und unverschämte Preise. Also ab ins Landesinnere, wo wir herrliche Tage verbracht haben auf einem kleinen Weingut – kleiner Pool, drei Camper, viel Ruhe und ganz herzliche Besitzer (Wein-, Grappa- und Olivenöl-Proben inklusive).

So erholt ging es dann auf die Insel Krk. Etwas skeptisch fuhren wir aufgrund der guten Lage einen der größeren Campingplätze an und hatten Glück – sehr weitläufig angelegt, ein herrlicher Blick auf die Bucht und die Stadt Krk und wie auf vielen anderen Plätzen waren auch hier die Corona-Auswirkungen auf den Tourismus sichtbar: Sehr wenig Leute, was uns entgegen kam, aber natürlich auch leid tat für die netten Brüder, die den Platz schon Jahre erfolgreich betreiben und in diesem Jahr – wie so viele – an ihre Grenzen kommen.

Zu Fuß ist man von dort in auch für Lauf-Faule akzeptabler Zeit in der Altstadt von Krk. Die Stadt selbst ist wirklich schön mit ihrer Lage am Wasser und ihren kleinen verwinkelten Gassen. Aber wie man es auch aus ähnlich pittoresken Städtchen in Italien kennt: Haupteinnahmequelle ist dann eben der Tourismus, was dazu führt, dass man kein einziges normales Lädchen mehr findet – Klamotten, KlimBim ohne Ende und überteuerte designverpackte Lebensmittel. Und wenn wir schonmal am Meckern sind 😎: Ist man in einer kroatischen Stadt oder selbst nur einem Supermarkt unterwegs, wundert man sich nicht, warum die Infektionszahlen hier so in die Höhe schnellen. Null Abstand (auch wenn er locker möglich wäre), Gedränge, Gerempel und der Hintermann in der Schlange atmet einem in den Nacken. Dabei gibt es auch hier wie in Deutschland Abstands-Aufkleber auf dem Boden und ständige Ansagen in den Märkten in nahezu allen relevanten Sprachen… Wir waren jedenfalls am Ende des Tages froh, uns wieder in die Einöde verkrümeln zu können. So wie wir reisen, haben wir ja auch den großen Luxus nicht auf Städte, Hotels, Nahverkehr etc. angewiesen zu sein. Selbst wenn wir auf Campingplätzen sind, ist der Abstand ja automatisch gegeben.

Die nachfolgenden Tage ging es dann auf dem Adriatic Highway weiter Richtung Süden. Diese Panoramastraße ist ein absoluter Traum – sie schlängelt sich entlang der Küste durch endlose Weiten, Berge, Küstenstädte und kleine Fischerdörfer. Nach jeder Kurve möchte man die Kamera wieder rauskramen 😊 Man sehe mir die Qualität der Bilder nach – aus dem fahrenden Auto zu knipsen ist nicht ideal, aber auf einer kurvenreichen Straße für jeden Shot anhalten wohl auch keine gute Idee 😁 Apropos Kurven: wenn uns aus Deutschland irgendetwas fehlt, dann die Fahrweise der deutschen Autofahrer. Himmel, die spinnen doch die Kroaten (und Rumänen und Bulgaren wenn ich so weiter denke)! 😲 Entweder haben sie hellseherische Fähigkeiten oder spielen Russisch Roulette, wenn es in der uneinsehbaren Kurve auf die Überholspur geht. Aber irgendwie geht es immer gut – verrückt.

Dennoch mussten wir auf dem Adriatic Highway unseren ersten (und bisher einzigen) Schaden an Obelix verkraften – der ging aber auf unsere Kappe. Wir hatten zwei Tage mit einem extrem heftigen Sturm zu kämpfen, wollten aber trotzdem weiter. Gerade auf diesen Küstenstraßen wütete der Wind dann so heftig, dass ich mich schon das ein oder andere Mal gefragt habe, ob so ein Auto auch einfach umkippen kann. Für Nico hieß das höchste Anspannung und ständiges Gegensteuern, was irgendwann so anstrengend wurde, dass wir beschlossen, eine Pause einzulegen. Und wir Dussel tun das auf einem schönen freistehenden Plateau über dem Meer –> Fahrertür aufgemacht und wumm – da hats die Tür einmal umgeschlagen und die Scharniere gebrochen. Sie hing dann nur noch leicht schräg in den Angeln und ließ sich nicht mehr schließen. Die Vorstellung des Abschleppens bei dem Wetter und auf diesen Straßen mobilisierte dann aber nochmal Kraft und Kreativität 😄 Letztlich haben wir sie wieder reinbekommen und von innen verriegeln können und seitdem geht’s eben immer über die Beifahrertür rein und raus. Die Reparatur (sofern sie denn möglich ist) haben wir erstmal auf billigere Regionen vertagt – geht ja auch so 😎 Nach dieser ganzen Aufregung musste dann dringend eine kleine Auszeit her – was für Nico Angeln und für Franzi Lesen und aufs Meer gucken heißt 😊 Dafür (wie so oft dank park4night) einen perfekten Platz irgendwo im Nirgendwo gefunden…

Relaxed ging es dann weiter entlang der Küste Richtung Süden – mit einem Schlenker auf die Insel Pag, weil die kargen Gebirge schon vom Festland aus unheimlich beeindruckend aussahen. Es war dann auch wirklich so fantastisch und wir verbrachten zwei Tage auf Pag. Ein kleines Offroad-Abenteuer inklusive, weil Google uns auf eine recht abenteuerliche Straße schickte („egal – guck mal wie schön der Ausblick ist!“ … „wird bestimmt gleich besser“ … „hhmmm“). Bei den großen und spitzen Steinen ging es mir schon durch und durch und ich bin verdammt froh, dass alle Reifen diese Tour überlebt haben. Nach ca. 30 Kilometern endete diese „Straße“ dann auch noch einfach im Nichts (bzw. teilte sich in zwei Pfade für Quads auf) und wir mussten den ganzen Weg zurück…

Eine von vielen tollen Bekanntschaften mit Einheimischen machten wir dann mit Tonchi, der eine Farm in der Einöde geerbt hat und dort jetzt eine Schafsfarm betreibt. Um ab und zu Gesellschaft beim abendlichen Fläschchen Wein zu haben, lässt er Camper auf seinem kleinen Parkplatz übernachten. Der Abend war einmalig schön – und die Einblicke in Tonchis Leben mit den Frauen sehr unterhaltsam 🤓

Auf dem Rückweg von Pag dann noch ein bissel alte Gemäuer gucken – muss ja auch mal sein 😊

Die beiden berühmtesten Nationalparks Kroatiens sind die Plitvicer Seen und der Krka Nationalpark. Aufgrund recht gepfefferter Eintrittspreise (30 € p.P.) kam für uns aber nur einer der Parks in Frage und so ging es auf dem weiteren Weg Richtung Süden nach Krka. Wir starteten erst um 16 Uhr in den Park – dann ist der Eintritt reduziert, die Reisebusse sind durch und die Temperaturen auch angenehmer. Leider war es immer noch relativ gut besucht – man möchte sich echt nicht vorstellen, was da vormittags los ist. Dennoch: ein wirklich schöner Ausflug und unbedingt zu empfehlen. Vor dem bekanntesten Wasserfall, dem Skrandinski Buk, ist sogar das Baden erlaubt. Am Wasserfall selbst ist natürlich viel los, aber die Naturpfade über Flüsse und durch verwunschenes Grün bis hin zu den alten Wassermühlen waren herrlich.

Wieder an der Küste sollte der nächste Übernachtungsplatz möglichst direkt am Meer sein und vielleicht die Chance für eine etwas längere Auszeit bieten. Das war ein Kampf – wieder in sehr touristischen Regionen unterwegs und das bei 37 Grad (draußen – in Obelix wahrscheinlich 50). Alles was uns gefiel, war entweder zu voll oder zu teuer. Freistehen in der Küstenregion und in der Hauptsaison leider auch keine Option – wir haben niemanden getroffen der es versucht hat und nicht nachts von der Polizei geweckt wurde. Also weitersuchen. Als wir wieder einen Platz aufgrund des Preises verlassen wollten (50 Euro pro Nacht! Ich hab doch mein Haus dabei und brauche nur ein Stück Wiese!), war plötzlich ein immenser Rabatt drin und wir endlich angekommen und glücklich 😊 Ein unglaublich schönes Meer, der Platz in der ersten Reihe und nette Mit-Camper ließen uns 4 Tage bleiben – eine Erholungspause vom ständigen Fahren, die wir sehr genossen haben.

Mit dem Taxi-Boot konnten wir für den Preis einer Kurzstrecke der Berliner BVG (nur mit besserer Aussicht 😉) direkt vom Stellplatz in die Altstadt von Trogir fahren. Trogir würde ich jedem ans Herz legen, der in dieser Region unterwegs ist – es handelt sich quasi um die kleine Ausgabe von Split – nicht so überlaufen, aber genauso schön!

Auf diesem Stellplatz bei Trogir fiel dann nach den letzten News auch die Entscheidung, die angedachte weitere Route komplett zu ändern, da die Strecke über Montenegro und Albanien nach Griechenland so schon nicht mehr möglich war. Nur noch ca. 30 km von Split entfernt fiel uns das nicht leicht, aber da dort zu der Zeit der absolute Corona-Hotspot war und wir uns das Gedränge in der Altstadt lebhaft vorstellen konnten, wurden Split und auch Dubrovnik kurzerhand als Städtereiseziele für die Zukunft oder einen eventuellen Rückweg vorgemerkt. Albanien hoffen wir in den nächsten Monaten noch von Griechenland aus ansteuern zu können, wenn – vielleicht – alles mal wieder besser wird…

Richtung ungarische Grenze ging es dann durchs Inland Kroatiens, wo sogar ich mich für einen Teil der Strecke mal ans Steuer wagte, wenn auch noch mit zittrigen Knien 😀 Übernachtet haben wir überwiegend auf Bauernhöfen – d.h. Mücken ohne Ende, vom Hahn geweckt werden und frische Landluft inklusive 😁 Nach der Zeit an der Küste aber ein netter Kontrast und eine gute Einstimmung auf die kommenden Tage durch Ungarn, Rumänien und Bulgarien…

2 Gedanken zu „Rückblick Kroatien“

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