Boden, Wände und Decke waren nun also fertig, Strom- und Gasleitungen verlegt – fehlte „nur“ noch der Innenausbau. Vor uns lagen zehn Tage Bauurlaub und in denen sollte unser neues Heim nun endlich Gestalt annehmen. Es wurden zehn verdammt lange und muskelkaterintensive Tage, aber jeden Abend freuten wir uns wie kleine Kinder über den erreichten Fortschritt. Wir hatten beide noch nie auch nur ein Möbelstück selbst gebaut und hatten schon etwas Respekt vor diesem Projekt – bekommen wir das wirklich hin? Und nicht nur schön, sondern auch stabil? Normale Möbel müssen schließlich keine Schlaglöcher und Geschwindigkeiten aushalten und so wurden Angstwinkel und Angstschrauben unsere täglicher Begleiter 😃. Vermutlich übersteigt deren Gewicht inzwischen das des verbauten Holzes. Aber better safe than sorry.
Los ging es mit „Garage“ und Bett. Letzteres wurde wie bei vielen Ausbauten höher gelegt, um Platz für Wassertank und Elektrogeräte zu schaffen sowie zusätzlichen Stauraum zu gewinnen. Als die Kanthölzer der Unterkonstruktion standen und munter in alle Richtungen wackelten wurde uns schon mulmig – das soll halten? Ein paar Querstreben, eine Seitenwand und unzählige Angstwinkel später wurden wir da zuversichtlicher. Jedes weitere Stück stabilisiert das vorhergehende und am Ende ist dann ja irgendwie der gesamte Innenausbau miteinander verbunden – wird schon!








Abgesehen von Arbeits- und Tischplatte haben wir ausschließlich Paulownia-Holz für den Ausbau verwendet. Paulownia ist ein ostasiatisches Leichtholz – und leicht heißt hier wirklich leicht! Als wir das erste Mal im Baumarkt eine 2×1-Meter Platte quasi mit dem kleinen Finger anheben konnten waren wir fassungslos! 🧐 Sowas gibt es? Genial – vor allem wenn man beim Ausbau das Gesamtgewicht im Auge behalten muss. Ein weiterer Vorteil von Paulownia-Holz ist dessen leichte Bearbeitbarkeit – selbst per Hand mit Schleifpapier lassen sich Kanten abrunden oder überschüssige Millimeter entfernen. Aus dem gleichen Grund ist Paulownia aber auch mit viel Liebe und Vorsicht zu handhaben – unbedachte Bewegungen mit scharfen oder spitzen Gegenständen hinterlassen schnell ihre Spuren. Und beim Lasieren heißt es schnell sein – erstmal nur eine Seite einpinseln und dann einen Kaffee trinken gehen? Keine gute Idee – die Platte wölbt sich dann schneller als du gucken kannst. Über auf dem Boden abgelegte Paulownia-Platten sollte man übrigens auch nicht laufen 😆. Aber nachdem all diese Fehler einmal gemacht waren wurden wir Fans und trotz aller Restzweifel halten die Paulownia-Möbel und -Zwischenwände tatsächlich bis heute.
Nach der Bett-Ecke stand nun die Küche auf dem Programm. Da wir beide gern und viel kochen war klar, dass eine Miniküche mit zweiflammigem Herd und winziger Arbeitsfläche, wie sie in vielen Campern zu finden ist, für uns nicht reicht. Schließlich bauen wir hier auch kein Urlaubsmobil, sondern ein Haus auf Rädern für mehrere Jahre. Entsprechend groß dimensioniert wurde die Küche dann bereits in den Plänen und wir lieben sie bis heute. Wir können kochen wie daheim und kommen uns dabei nicht mal in die Quere. Die Arbeitsplatte misst ca. 1.50 Meter, abzüglich Auslassungen für Abwaschbecken und dreiflammigem Gasherd. Darunter findet ein 85-Liter-Kompressor-Kühlschrank inklusive Gefrierfach und ein Elektroofen Platz. Die restlichen Lücken sollten später mit Schubfächern gefüllt werden.










Aber bevor wir uns an den gruseligen Part des Schubfachbaus wagten, war erst einmal die Sitzecke dran. Für uns war von vornherein klar, dass wir keine Sitzecken-Bett-Kombination wollen, die täglich umgebaut werden muss, auch wenn das natürlich die platzsparendere Variante gewesen wäre und die Sitzbänke dann auch hätten größer ausfallen können. Aber so können wir beides parallel nutzen – was wir tatsächlich auch sehr oft tun, insbesondere bei schlechtem Wetter wenn der „Vorgarten“ nicht nutzbar ist. Und wir können jederzeit einfach ins Bett fallen, ein unschlagbarer Vorteil 😊.
So wurde es eine etwas kleinere Sitzecke – mit einer größeren und einer „Notbank“, die eher an meinen als an Nicos Maßen orientiert ist 😉. Zugegeben, wenn wir dort beide sitzen ist es mit der Beinfreiheit nicht weit her, aber das passiert eh sehr selten. Und die freischwebende Tischplatte sorgt zumindest dafür, dass man sich nicht zusätzlich zu den Beinen des Gegenübers auch noch mit Tischbeinen arrangieren muss 🤓.
In den Bänken selbst verbergen sich unsere Vorratskammern – Getränke, Konserven, Nudeln und vieles mehr haben hier ihren Platz. Für den Zugang haben wir einfach eine relativ leichte, aber stabile Platte auf umrandende Kanthölzer gelegt – aus Platzgründen nicht mit Scharnieren zum Aufklappen, sondern ganz simpel zum Abheben. Funzt auch. Die Tischplatte liegt im hinteren Teil auf einem kleinen Schränkchen auf – weiterer Stauraum – und nach ein paar Monaten Übung stießen wir uns bei dessen Nutzung auch nicht mehr den Kopf an der Tischplatte 😅. Und gleichzeitig verstecken Bank und Schränklein noch den Radkasten – passt.









Die zweite Bank, unsere Notbank, seht ihr auf diesen Bildern deswegen noch nicht, weil sie Teil der Kleiderschrank-Konstruktion ist – und dazu kommen wir erst im nächten Artikel 😊.
Unsere zehn Tage Bauurlaub waren nun rum, mit sehr langen Arbeitstagen und vielen abendlichen Brainstormings über Plänen, die immer und immer wieder Anpassungen erforderten. Kurz gesagt: wir waren knülle. So richtig. Aber sehr sehr happy und auch ein bisschen stolz. Nicht nur darauf, dass das bisher Vollbrachte sogar schöner aussah als in unserer Vorstellung, sondern vor allem weil noch nichts zusammengekracht war. Und ins Krankenhaus musste auch keiner. Also ein voller Erfolg 😁.

