Nach den Abriss-, Karosserie- und Dämmarbeiten wurde es nun Zeit endlich mal etwas Sichtbares, Schönes zu schaffen – eine ordentliche Basis ist ja wichtig, aber nix für die Seele. Also erstmal ab in den örtlichen Baumarkt. Ich liebe Baumärkte! Das tatsächlich schon immer, aber in Obelix‘ Zeiten wurde der wöchentliche Ausflug zur Sucht – auch der Mann nahm jede fehlende Schraubengröße zum Anlass nochmal Baumarkt-Luft zu schnuppern. Ehrlich, ist euch schonmal aufgefallen, wie gut es in Baumärkten riecht? Und diese Auswahl – da man möchte doch sofort irgendwas bauen. Was anderen der Klamottenladen… 😃 Aber ich schweife schon wieder ab. Jetzt war erst einmal der Bodenaufbau dran. Echtholz wäre da zwar wunderschön gewesen, aber wir wollten unbedingt die 3.5-Tonnen-Begrenzung einhalten (haben wir natürlich auch bis heute 😇) und da hieß es von Anfang an Kilos sparen wo irgendwie möglich. Also los in die Abteilung der PVC-Rollen. Da gibt’s ja mittlerweile tatsächlich eine recht schöne Auswahl, die auch haptisch nicht mehr an Omas Kleingartenbungalow erinnert. So waren wir gleich beim ersten Anlauf erfolgreich und sind bis heute zufrieden mit der Entscheidung – wurde der Bodenbelag doch sogar unterwegs das ein oder andere Mal für echten Holzboden gehalten.





Unter das PVC kam noch eine unspannende Spanplatte und eine Dampfsperrfolie. Dann noch schöne Abschlussschienen angebracht, natürlich mit professionellen Gärungsschnitten (der Vorteil, wenn man mit einem Fliesenleger baut 😉), und nix vom ganzen Aufbau ist mehr sichtbar. Hier aber noch einmal für euch die mittlerweile versteckten Schichten in ihrer Entstehungsreihenfolge:




So ganz langsam wird es doch wohnlich. Leider konnte es nicht direkt mit der Wand- und Deckenverkleidung weitergehen – es war mal wieder Zeit für was Funktionales – Elektrokabel. Die sollten ja idealerweise hinter die Wand und nicht oben drauf geklebt werden 😉 Also Feinabstimmung unserer Pläne mit dem Elektroprofi vom Basis Camp (mehr zu den Jungs am Ende dieses Artikels) und los. Dieses ganze Elektrothema hat mich vermutlich am meisten Nerven gekostet und Unterstützung war unvermeidbar, weil wir nicht abfackeln wollen – Querschnitte, Volt- und Ampere-Zahlen (und viel zu dunkle Erinnerungen an den Physik-Unterricht), Sicherungsgedöns, Verbrauchsberechnungen, Watt-Grenzen, Umwandler, Wechselstrom, Sinuskurven, … ein Endlosthema! Und da auch schon vieles wieder in den Sog der Vergessenheit geraten ist (meine Festplatte gibt für derlei Wissen nur kurzzeitig Kapazitäten frei), werde ich hier gar nicht erst versuchen die Details zu erläutern – es gibt eine Fülle von Ausbau-Bloggern, die mit Freude jede Sicherung fotografieren und dokumentieren.
Jedenfalls wanden sich am Ende mehr als 530 Meter Kabel durch Obelix – unfassbar. Diese koppelten letztlich ein 305W-Solarpanel, Solarladeregler, LiFePo4-Batterie (200 Ah), B2B-Ladewandler, Victron MultiPlus Compact (Batterieladegerät und Sinus-Wechselrichter) sowie diverse Control-Panels. Auf der anderen Seite standen als Verbraucher: 12V-Kompressor-Kühlschrank, Truma Combi 4E (Heizung und Warmwasser), 12V-Fernseher, 10 LED-Spots, dazu diverse USB-Ladestationen, ein Zigarettenanzünderschluss und zwei 230V-Steckdosen.



Nachdem alle Kabel verlegt und verklebt waren konnte endlich das Projekt Wand- und Deckenverkleidung starten. Da in Obelix keine gerade Wand zu finden ist, musste flexibles, biegsames Material her – Holz sollte es aber schon sein, nur möglichst federleicht 😉. So gern wir Nut-und-Feder-Panele verarbeitet hätten, wir konnten ja nicht schon 100kg unseres Gewichtsspielraums an den Wänden verbraten. Also wurden es Pappelsperrholzplatten – ganze 3mm stark und daher wirklich federleicht. Zudem so biegsam, dass wir auch bei extremeren Wölbungen die Platten im Ganzen verarbeiten konnten. So richtig vertrauenserweckend stabil wirkten sie allerdings nicht und nach der ersten, einseitigen Lasur wölbte sich so eine Platte auch schonmal wie eine Schüssel 😃 Also immer schnell beide Seiten lasieren und die Restwölbungen beim Anbringen mit Gewalt vertreiben. Während wir manchmal neidvoll auf andere Ausbauer mit ihren Kastenwägen und geraden Wänden schauten, verging so Arbeitstag um Arbeitstag mit dem Verkleiden von Ecken, Kanten, Vorstößen, Vertiefungen, Keilen und Wölbungen.
Erstaunlicherweise wurden wir mit fortschreitender Verkleidung immer perfektionistischer und nicht lässiger, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Also wurde selbst für den kleinsten Keil noch eine Pappschablone zum Sägen gebastelt, damit nachher wirklich alles perfekt passt. Und so waren wir natürlich auch nicht zufrieden mit den ganzen geleimten Kanten, die das Endbild prägten. Also nach kurzer Überlegung ab zum Baumarkt (yeay) und schwarze Eckschienen gekauft. An schwarz hatten wir ja schon beim Armaflex Gefallen gefunden 😊 Ab sofort wurde also jede Kante und Lücke mit schwarzen Schienen verdeckt, für die Fensterinnenrahmen dann schwarzes statt hellem Holz verwendet und so entstand eher zufällig ein Design, dass wir ab da bis zum Ende durchgezogen haben: schwarze Gimmicks wo es nur geht 😊 Genauso spontan bekam die Decke dann eine Verkleidung aus schwarzen, 4mm starken MDF-Platten und so langsam wurde es rund.












Kurzentschlossen dann noch die Innenrahmen der Fenster abgebaut und mit Primer und Kunststofflack dem neuen Farbkonzept angepasst.




So langsam wurde es wirklich vorstellbar, dass das hier unser neues Zuhause wird und unser Grinsen immer öfter immer breiter 😊




Und dann waren die Jungs vom Basis Camp nochmal dran. Wir hatten uns nach reiflicher Überlegung für Gas zum Heizen und Kochen entschieden, wollten aber nicht ständig Gasflaschen ein- und ausbauen müssen. Rückblickend auch eine gute Entscheidung, da wir im letzten Winter in Griechenland einige verzweifelte Camper auf der Suche nach den richtigen Flaschenformaten und/oder -anschlüssen getroffen haben. Stattdessen haben wir uns für einen 70-Liter-Flüssiggastank entschieden, der platzsparend unter dem Auto angebracht ist, uns mit einer Füllung über mehrere Monate bringt und zudem noch leicht und günstig an der Tankstelle gefüttert werden kann. Da ich aber ein bekennender Gas-Schisser bin, wäre es nicht in Frage gekommen, auch nur eine Gasleitung selbst zu verlegen oder anzuschließen. Ich möchte diese Weltreise ja auch überleben.


Also mal wieder ein Job für die Profis – und auch nicht der Letzte. Wir betrachten es ja bis heute als ein Wink des Schicksals, dass sich das unter Düdo-Fans deutschlandweit bekannte Basis Camp gerade in meinem Heimatort niedergelassen hat, in welchem wir die Monate bis zur Abreise gelebt und vor allem gebaut haben. Nicht nur, dass die Jungs die alten Basisfahrzeuge in- und auswendig kennen („wenn du nachher hinter dem Motor jene Abdeckung entfernst, Verschraubung x löst und dann Teil y wechseln willst, dann leg dir schonmal einen 11er und einen 14er Schlüssel hin“), sie sitzen auch auf einem unergründlichen Fundus an alten Ersatzteilen bzw. Kanälen zur Besorgung derselbigen – ganz nach dem Motto: wenn sie das Teil nicht kriegen, dann gibt es das auch nicht mehr. Dazu kommt die Erfahrung aus unzähligen selbst durchgeführten oder betreuten Camper-Ausbauten. An dieser Stelle nochmal danke an Sven, Tonio, Thomas, Andi, Conny, David und Udo (die Reihenfolge stellt keine Priorisierung dar 😉) – für die ständige Ansprechbarkeit, viele lustige Stunden, die durchweg entspannte und inspirierende Atmosphäre und vor allem dafür, dass ihr uns so lange ertragen habt 😎
Auch noch unbedingt erwähnenswert: der Hof voller alter Schätzchen, überwiegend Düdos in ihrem zweiten oder dritten oder vierten Leben 😍 – aber auch große Expeditionsmobile, Hippie-Busse oder Foodtrucks verschlägt es auf den Hinterhof im beschaulichen Birkenwerder zur Kur.
Und als wäre das noch nicht genug (nein, ich werde nicht für Werbung bezahlt, bin aber gerade im Flow 😜), gibt es auch noch einen Selbstschrauberverein und die Möglichkeit, die Werkstatthalle für den eigenen Ausbau zu mieten. Letztere wurde in der Ausbauzeit unser zweites Zuhause und ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie wir (wie ursprünglich geplant) den Ausbau auf der Straße vor dem Haus meiner Eltern hätten stemmen sollen. Samstags morgens die Halle aufschließen, Licht und Musik an, den typischen Werkstattgeruch einatmen (haltet mich für bekloppt, aber der ist sogar noch besser als der Baumarkt-Geruch 😅) und mit einem Käffchen in der Hand vor Obelix brainstormen und den Tag planen – herrlich. Ein wenig sentimental waren wir daher schon, als der Tag kam, an dem wir Obelix das letzte Mal aus der Halle gefahren haben, aber das ist in dieser Geschichte noch eine Weile hin… 😊



